1918/1919: Genossenschaften in der europäischen Umwälzung
100 Jahre Südtiroler Genossenschaftsgeschichte bei einer historischen Tagung vorgestellt
von Oscar Kiesswetter
Das Jahr, das zu Ende geht, hat uns zahlreiche Gedenktage beschert, die auch das breite Publikum angesprochen haben und nicht nur von Historikern gefeiert worden sind. Dabei ist es unwichtig, ob der Ursprung des Jubiläums vor hundert oder zweihundert Jahren liegt oder irgendwann dazwischen; vielfach ist es egal, ob sich die Erinnerung auf Geburt oder Tod einer großen Persönlichkeit oder auf ein geopolitisches, religiöses oder natürliches Ereignis bezieht.
So hat man im Laufe des Jahres Gedenk- oder Jubiläumsfeiern zur Unabhängigkeit Chiles, zu den Wundmalen des Hl. Pius, zu weltweiten Spanischen Grippeepidemie und zur ersten Ziehharmonika abgehalten. Wer es persönlicher haben wollte, hat die Geburtstage von Karl Marx oder Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit überarbeiteten Biographien, Tagungen und Pilgerfahrten zu den Geburtsorten gefeiert.
Zum Jahresende hat dann auch die hohe Politik einen bedeutenden Jahrtag begangen und zahlreiche Staatsoberhäupter haben des Endes des Ersten Weltkriegs gedacht. Gemeinsamer Unterton ihrer Reden ist, dass der 11. November 1918 nicht nur als mahnende Erinnerung, sondern auch als Ansporn wirken muss, gemeinsam für den Frieden zu arbeiten, der auch heute nicht selbstverständlich ist.
Der 11. November 1918 muss nicht nur als mahnende Erinnerung wirken, sondern auch als Ansporn, gemeinsam für den Frieden zu arbeiten, der auch heute nicht selbstverständlich ist.
Der “große Krieg” wurde nicht von radikalen Diktaturen oder von faschistischen Großideologien entfesselt, wie der zweite Weltkrieg. Im Jahr 1914 waren es nationalistisch aufgerüstete Regierungen mit glühenden Populisten, die den Krieg begonnen, siebzig Millionen Soldaten in den Kampf und sechzehn Millionen Menschen in den Tod geschickt haben. Und auch die vor hundert Jahren in den Pariser Vororten diktierten Friedensverträge haben keinen dauerhaften Frieden stiften können, weil sie eine nationalistische Staatenordnung beibehalten und nicht einen modernen kooperativen Multilateralismus verwirklichen wollten.
Die internationale Tagung zur Genossenschaftsgeschichte in Hamburg
Die Folgen dieser Ereignisse für das Genossenschaftswesen sind kürzlich im Rahmen einer internationalen Tagung in Hamburg vertieft worden. Dort veranstaltet die gemeinnützige Heinrich Kaufmann Stiftung, die auch ein Genossenschaftsmuseum betreibt, alljährlich eine historische Tagung, die 2018 das Thema „Genossenschaften in der europäischen Umwälzung – 1918/1919“ vertieft hat.
Das Südtiroler Genossenschaftswesen, mit seinem Ursprung im österreichischen Genossenschaftsgesetz vom 9. April 1873, hat im Rahmen der geopolitischen Neuordnung nach Kriegsende eine besondere Umwälzung erfahren müssen, weil es nicht nur die Kriegsschäden beheben, sondern sich auch auf einen neue nationale Zugehörigkeit einstellen musste.
Die schwerwiegenden Folgen dieser Jahre für Südtirols Genossenschaften, die allerdings auch interessante, im internationalen Vergleich besondere Unternehmensmodelle mit italienischen Merkmalen hervorgebracht haben, sind bei der historischen Tagung in Hamburg von Oscar Kiesswetter erörtert worden.
Sein vollständiger Beitrag ist auch auf der Homepage von Coopbund veröffentlicht. >>