Buchvorstellung: „Donne ai Vertici. Sguardi ed esperienze di 22 cooperatrici“
Ein Buch, das eine Reihe ebenso eindrucksvoller wie detaillierter Geschichten umfasst, wurde im Versammlungssaal der Bocciaanlage in der Trieststraße in Bozen vorgestellt. Vor einem zahlreich erschienenen Publikum – nicht nur aus dem genossenschaftlichen Bereich – wurden Geschichten und berufliche Laufbahnen der im Buch beschriebenen Genossenschafterinnen beleuchtet, mit besonderem Augenmerk auf das Engagement, die Willenskraft und die Energie der Frauen im Berufsleben.
Energie, Willenskraft, Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit im Berufsleben stellen einen gemeinsamen Nenner in einer Reihe von umfassenden Berichten über Frauen dar, die im genossenschaftlichen Bereich den Weg zu verantwortungsvollen Spitzenpositionen geschafft haben. Die entsprechenden Erfahrungen sind in einem umfassenden Band zusammengefasst, der den Titel „Donne ai Vertici. Sguardi ed esperienze di 22 cooperatrici“ trägt.
Anhand von Interviews mit 22 Frauen, die Spitzenpositionen in genossenschaftlich organisierten Unternehmen innehaben, beleuchtet das Buch die Welt der Frauen als Führungskräfte in der Sozialwirtschaft, wobei unter anderem wichtige Denkanstöße zur gegenwärtigen und zukünftigen Rolle der Frauen und der Genossenschaftsbewegung vermittelt werden. Beim Treffen, zu dem Coopbund Alto Adige Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Trientner Verein „Donne in Cooperazione“ (Frauen im Genossenschaftswesen) geladen hatte, wurden einige der Protagonistinnen des Buches vorgestellt.
Die Buchpräsentation fand am Freitag, den 1. Juli 2022 in der von der Sozialgenossenschaft Oasis betriebenen Bocciaanlage in der Trieststraße Nr. 17 in Bozen statt. Bei dem mit der Förderung des Trientner Vereins „Donne in Cooperazione“ und der Stiftung „Fondazione don Lorenzo Guetti“ im Verlag Scripta Edizioni erschienenen Werk „Donne ai Vertici. Sguardi ed esperienze di 22 cooperatrici“ handelt es sich um das Ergebnis einer ethnographischen Forschungsarbeit der Wirtschafts- und Unternehmenshistorikerin Veronica Ronchi. Aufbauend auf die Lebensgeschichte und den beruflichen Werdegang der von ihr befragten Genossenschaftlerinnen hat sich die Autorin eingehend mit der Geschlechterfrage befasst, ohne dabei die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie und die mögliche Rolle des Genossenschaftswesens in nächster Zukunft außer Acht zu lassen. Im Buch geht es um das Wirken von 22 Frauen, die in Italien oder im Ausland in leitender Position in einer Genossenschaft tätig sind. Francesca Peruz, Präsidentin der Sozialgenossenschaft Clab, und Letizia Lazzaro, Koordinatorin von Rete Economia Donna – Wirtschaftsnetz Damen, konnten ihre Erfahrungen persönlich schildern.
Francesca Peruz unterstrich die bedeutende Rolle der Ausbildung: Da sich viele Frauen nicht ausreichend kompetent und qualifiziert fühlten, sei eine angemessene Vorbereitung auf die Wahrnehmung von Führungsaufgaben wichtig für ihr Selbstvertrauen. Auch Letizia Lazzaro bestätigte den Wert einer angemessenen Schulung, sie betonte jedoch insbesondere die Notwendigkeit, die Menschen von klein auf für Gleichberechtigung zu sensibilisieren. Hervorgehoben wurde auch die Bedeutung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeiten, Dienstleistungen für berufstätige Mütter sowie geeignete Teilzeitmodelle – auch für Männer.Monica Devilli, Vorsitzende von Coopbund Alto Adige Südtirol, äußerte sich zum Thema folgendermaßen: „Frauen machen in den Coopbund-Mitgliedsgenossenschaften 53 % der Mitglieder aus, doch nur in einem Viertel der Genossenschaften führen Frauen auch den Vorsitz. Dies entspricht auch den Daten auf nationaler Ebene. Eine stärkere Vertretung von Frauen in Führungspositionen wäre daher wünschenswert, auch um eine gerechtere Abbildung der Mitgliederbasis zu gewährleisten.“
Auf die anteilsmäßige Präsenz der Frauen ging Auch Nadia Martinelli, Präsidentin der Vereinigung „Donne in Cooperazione“, ein: „Die International Co-operative Alliance hat stets einen Frauenanteil von mindestens 30 % in den Entscheidungsgremien empfohlen. Im Trentino sind 60,3 % der Mitarbeitenden in den Genossenschaften Frauen. Bei den Mitgliedern erreichen wir einen Anteil von 47 %, doch in den Geschäftsführungsorganen kommen wir lediglich auf 23 %, in den Spitzenpositionen nur 20 %. Fortschritte hat es im Laufe der Jahre gegeben“, so Martinelli, „doch es liegt noch ein langer Weg vor uns. Mit dieser Publikation wollten wir viele Frauen zu Wort kommen lassen, damit sie uns anhand ihrer Lebens- und Berufserfahrungen zum Nachdenken anregen und den vielen Frauen, die sich heute mit der schwierigen Vereinbarkeit von Leben und Arbeit konfrontiert sehen, als Inspiration und Motivation dienen können.“
Aufgelockert wurde der Abend mit einigen Abschnitten aus dem Buch, vorgelesen von Dario Spadon und Sabrina Fraternali von der Theatergenossenschaft Prometeo.
Die Organisatoren zeigten sich sichtlich erfreut über die große Teilnehmerzahl, denn diese lasse auf reges Interesse für das Thema schließen. Ziel der Veranstaltung, der in Zukunft weitere Treffen zum Thema folgen könnten, war es, die Rolle der Frauen in genossenschaftlichen Unternehmen näher zu bringen, insbesondere was die Führungspositionen anbelangt. Die Geschichten der im Buch genannten Frauen, die Hindernisse, die sie überwinden konnten, und die Art und Weise, auf welche ihnen dies gelungen ist, können anderen Frauen helfen, sich ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden und Inspiration und Mut zu finden, um in einem Umfeld, das überwiegend von Männern dominiert wird oder in dem Spitzenpositionen immer noch überwiegend von Männern besetzt sind, voranzukommen.Zum Video mit Interviews an Monica Devilli und Nadia Martinelli