Die Rolle der Sozialgenossenschaften Typ b 30 Jahre später
Vor einigen Tagen fand in Bozen eine Tagung anlässlich des dreißigsten Jubiläums des Gesetzes 381 statt. Ziel war es, einen Einblick in die Vergangenheit und einen Ausblick auf die Zukunft der Sozialgenossenschaften zu werfen.
Der Genossenschaftsverband Coopbund Alto Adige Südtirol wollte den 30. Jahrestag der Verabschiedung des Gesetzes 381/1991 zur Regelung des sozialen Genossenschaftswesens mit einer Veranstaltung feiern. Ziel der Tagung war es, über die vergangenen 30 Jahre dieses Gesetzes nachzudenken, aber vor allem die Möglichkeiten dieser Gesetzgebung zu beleuchten und wahrscheinliche Zukunftsszenarien zu durchleuchten, insbesondere der Sozialgenossenschaften des Typs B, d.h. solche, die das Ziel haben benachteiligte Personen in die Arbeitswelt zu integrieren.
Der Sektor der Sozialgenossenschaften hat einen beträchtlichen Einfluss auf die Wirtschaft Italiens: 7,2 Millionen Italiener werden von den 15.000 aktiven Sozialgenossenschaften unterstützt, das sind 12 % der Bevölkerung. Mehr als 480.000 Menschen sind beschäftigt und mehr als die Hälfte sind Frauen. 40.000 benachteiligte Arbeitnehmer sind berufstätig, davon sind 18.000 körperlich beeinträchtigt und mehr als 20.000 befinden sich in einer anderen schwierigen Situation. In Südtirol gibt es 225 Sozialgenossenschaften (81 vom Typ b) und die Zahl der betreuten Personen wird auf etwa 6.500 geschätzt.
Monica Devilli, Präsidentin von Coopbund Alto Adige Südtirol, dem Genossenschaftsverband, der mit 115 angeschlossenen Sozialgenossenschaften die höchste Anzahl dieser Art von Genossenschaften in der Provinz aufweist, erklärte: “Mit diesem Jubiläum wollen wir die Bedeutung der Sozialgenossenschaften hervorheben, welche aus Initiativen der Bürger*innen entstehen, um Dienstleistungen anzubieten und soziale Probleme anzugehen, die das öffentliche Wohlfahrtssystem nicht lösen kann”.
An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Experten, aber auch Universitätsprofessoren und Genossenschaftler auch aus anderen italienischen Regionen teil. Sie erörterten die Chancen der Sozialgenossenschaften und ihre Entwicklung, berichteten über die Situation in Südtirol und präsentierten Best-Practice-Beispiele von Sozialgenossenschaften aus Südtirol und anderen Regionen Italiens. Auch den Fragen der Anwesenden wurde viel Raum gewidmet, um eine Debatte zu eröffnen und über die Zukunftsszenarien des Sozialsektors zu diskutieren.
Filippo Barbera, Dozent an der Universität Turin, betonte, wie wichtig es für die Sozialgenossenschaften ist, ihren Aktionsradius in den Sektoren der so genannten “Fundamentalwirtschaft”, wie Lebensmittelproduktion und -verteilung, Gesundheits- und Pflegedienste, Bildung, Verkehr usw., zu erweitern, und schloss mit einem Appell: “Das soziale Genossenschaftswesen muss wieder motivierte und fähige junge Menschen anziehen, die sich beruflich in einem Kontext voller Werte verwirklichen wollen”.